In Planung: Ein Roundtable-Gespräch zur Care-centered Economy in der Schweiz

WiC-Blogpost Nummer 20

Am 9. April 2018 hat der Verein WiC eine Anfrage an alle Dekanate/Rektorate wirtschaftswissenschaftlicher Fakultäten und Fachbereiche der deutschsprachigen Schweiz gerichtet:

An die DekanInnen/Rektoren wirtschaftswissenschaftlicher Fachbereiche der deutschsprachigen Schweiz und weitere interessierte Personen
Sehr geehrte Damen und Herren,
vor ungefähr zwei Jahren haben Sie (oder Ihre Vorgänger) zum ersten Mal vom Verein WiC (Wirtschaft ist Care) gehört: Wir wollten von Ihnen wissen, welche Bedeutung Sie in Ihren Fachbereichen der un- und unterbezahlten Care-Arbeit zumessen, die insbesondere in Privathaushalten geleistet wird. Im November 2017 haben wir Ihnen die Auswertung unserer Umfrage per Post zugesandt. Hier können Sie sich, sollten Sie unser Schreiben nicht mehr zur Hand haben, über die Ergebnisse der Umfrage und des begleitenden Projekts der FHS Ostschweiz ins Bild setzen.

Zwar hat unsere Bestandsaufnahme ergeben, dass die vom Bundesamt für Statistik seit zwanzig Jahren erhobenen Daten zur Care-Ökonomie nicht gänzlich unbeachtet geblieben sind. Insbesondere Soziologinnen, Genderforscherinnen, Pflegewissenschaftlerinnen und diverse zivilgesellschaftliche Initiativen schenken dem grössten Wirtschaftssektor inzwischen wachsende Aufmerksamkeit. In den ökonomischen Fachbereichen ist er jedoch bis heute auffallend unterbelichtet. Gravierend scheint uns ausserdem der Umstand, dass bisher kaum Bestrebungen erkennbar sind, die einschlägige Forschung und Lehre zu koordinieren und zu systematisieren. Dass für eine realitätsgerechte und zukunftsfähige Wirtschaftswissenschaft der geordnete Einbezug des unbezahlten Care-Sektors wie auch anderer so genannt „externer“ Faktoren unverzichtbar ist, wird aber immer deutlicher (vgl. dazu div. Denkansätze wie „Donut Ökonomie“, „Plurale Ökonomik“, „Vorsorgendes Wirtschaften“ etc.).

Um die Situation in der deutschsprachigen Schweiz zu verbessern, wünschen wir uns als nächsten Schritt ein Roundtable-Gespräch mit Beteiligten aus möglichst vielen interessierten oder bereits involvierten Kontexten. Allerdings übersteigt es derzeit die personellen und finanziellen Kapazitäten des Vereins WiC, ein solches Gespräch im Alleingang professionell zu organisieren. Deshalb begeben wir uns mit diesem Schreiben auf die Suche nach KooperationspartnerInnen:

– Wo könnte unser Anliegen eine akademische „Heimat“ finden?
– Unter welchem Dach könnte die Idee eines Roundtable-Gesprächs zur Care-zentrierten Ökonomie realisiert werden?
– Welche Institutionen haben darüber hinaus ein längerfristiges Interesse an der Erforschung des Care-Sektors und an einer Kooperation mit dem Verein WiC?

Wir bedanken uns schon im Voraus für Ihre Aufmerksamkeit und die Prüfung unseres Anliegens und freuen uns auf Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüssen
für den Verein WiC: Ina Praetorius
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Wir werden in der kommenden Zeit hier über die Antworten auf unsere Anfrage und über den Stand der Planungen berichten. (Interessierte, die zum Roundtable eingeladen werden wollen, wenden sich an diese Kontaktadresse.)

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10. April 2018
Das Dekanat der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich teilt uns mit, nicht das Dekanat, sondern die einzelnen Institute seien für Anfragen, die Forschung und Lehre betreffen, zuständig. Da wir auch Prof. Dr. Dina Pomeranz und Prof. Dr. Ernst Fehr anschrieben hätten, seien diese beiden jetzt gefragt.

11. April 2018
Die Administration der Fachhochschule Bern, Abteilung Wirtschaft, teilt uns mit, man habe die Anfrage an die Forschungsabteilung weitergeleitet.

23. April 2018
Erste Nachfrage per Mail.

23. April 2018
Prof. Dr. Thomas Bieger (Rektor Universität St. Gallen) verweist uns an Prof. Dr. James Davis (Universität St. Gallen, Politikwissenschaft).

23. April 2018
Die Administation der Fachhochschule Bern, Abteilung Wirtschaft, teilt mit, man habe das Anschreiben an Regula Guggisberg weitergeleitet.

23. April 2018
Prof. Dr. Peter Petrin (Rektor der Hochschule für Wirtschaft Zürich) findet das Thema „interessant“, teilt uns aber mit, dass es „nicht zu den Forschungs-/Kompetenzgebieten der HWZ“ gehört und diese daher „kein geeigneter Partner“ ist.

24. April 2018
Prof. Dr. Ruedi Nützi (Direktor Hochschule für Wirtschaft Fachhochschule Nordwestschweiz) schreibt: „Wir werden uns nicht am Round-table beteiligen.“

25. April 2018
Prof. Dr. Reto Steiner (Direktor ZHAW School of Management and Law Winterthur) hat die Anfrage an Prof. Dr. Simon Wieser weitergeleitet.

26. April 2018
Prof. Dr. Aleksander Berentsen (Dekan der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel) lässt von seiner Mitarbeiterin Yvonne Mery ausrichten, er könne uns „in dieser Angelegenheit leider nicht zur Verfügung stehen.“ Er wünscht uns viel Erfolg mit unserem Vorhaben.

27. April 2018
Telefongespräch mit Prof. Dr. Simon Wieser (ZHAW Winterthur, Institut für Gesundheitsökonomie): Das Anliegen ist wichtig, aber es hat niemand auf uns gewartet. Die Institute sind ausgelastet mit ihren eigenen Forschungsvorhaben und haben Forschungsfreiheit. Direkte Einflussnahme ist nicht möglich. Ein Weg, unser Anliegen zu realisieren, könnte über (welche?) Stiftungen führen.

07. Mai 2018
Zweite Nachfrage an Prof. Dr. Reiner Eichenberger (Universität Fribourg), Prof. Dr. Fritz Sager (Universität Bern), Prof.Dr. Christine Böckelmann (Fachhochschule Luzern), Informationsstelle (Fachhochschule Ostschweiz), Prof. Dr. Ernst Fehr (Universität Zürich), Prof. Dr. Dina Pomeranz (Universität Zürich), Regula Guggisberg (Berner Fachhochschule), Prof. Dr. James Davis (Universität St.Gallen).

07. Mai 2018
Prof Dr. James Davis (Politikwissenschaft Universität St. Gallen) schreibt, er habe in seinem Umfeld niemanden gefunden, der sich „in diesem Bereich kompetent fühlt.“ Er wünscht uns für unsere Veranstaltung viel Erfolg.

07. Mai 2018
Prof. Dr. Fritz Sager (Universität Bern) schreibt, er müsse leider absagen, da „diverse Anfragen auf kein Gegeninteresse bei unseren Forschenden gestossen“ seien.

07. Mai 2018
Prof. Dr. Christine Böckelmann (Hochschule Luzern, Wirtschaft) teilt mit, an der Hochschule Luzern werde die Thematik nicht explizit bearbeitet. Sie sehe daher keine Möglichkeit, das Projekt zu unterstützen. Sie wisse auch von niemandem an der Hochschule, der oder die daran teilnehmen könne, und auch nichts über entsprechende Aktivitäten an anderen Hochschulen.

14. Mai 2018
Dritte Erinnerung an Prof. Dr. Ernst Fehr (Zürich), Prof. Dr. Dina Pomeranz (Zürich), Prof. Dr. Thomas Bieger (St.Gallen), Info (Fachhochschule Ostschweiz) und Regula Guggisberg (Berner Fachhochschule).

15. Mai 2018
Sandra Nussbaumer (Fachhochschule Ostschweiz) teilt mit, sie habe die Anfrage den Verantwortlichen in den vier Teilhochschulen (Prof. Lothar Ritter, Buchs, Prof. Jürg Kessler, Chur, Prof. Margit Moenneke, Rapperswil, Prof. Sebastian Woerwag, St.Gallen) weitergeleitet.

22. Mai 2018
Prof. Jürg Kessler (HTW Chur) schreibt: „Das Thema ‚Care-centered Economy‘ liegt in keinem von unseren Forschungsfeldern. Wir bedauern deshalb einen negativen Entscheid mitteilen zu müssen.“

22. Mai 2018
Prof. Dr. Albin Reichlin (Direktor Fachhochschule Ostschweiz) schreibt: „Die FHO-FHS ist mit dem Fachbereich Soziale Arbeit interessiert.“ Dr. Stefan Paulus wünscht genauere Informationen.

01. Juni 2018
Prof. Dr. Andreas Ettemeyer (NTB Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs) teilt mit, dass in der NTB „das Thema ‚Care-centered Economy‘ weder ein Forschungsthema … ist noch … praktische Erfahrungen“ vorliegen. Es würden „ausschliesslich technische Studiengänge (ge)lehrt und angewandte Forschung im Bereich Technologieentwicklung durch(ge)führt. Im technologischen Bereich (sei aber) öffentliche und Freiwilligenarbeit praktisch nicht vorhanden.“ Die NTB stehe aber für ein Roundtable-Gespräch dennoch zur Verfügung, falls wir der Meinung sind, dass ihr Beitrag hilfreich sein könnte.

11. Juni 2018
Vierte Erinnerung an Prof.Dr. Thomas Bieger (Universität St. Gallen), Prof.Dr. Reiner Eichenberger (Universität Fribourg), Prof. Dr. Ernst Fehr (Universität Zürich), Regula Guggisberg (Berner Fachhochschule) und Prof. Dr. Dina Pomeranz (Universität Zürich). Erste Erinnerung an Eva Tschudi (Hochschule für Techik Rapperswil).

20. Juni 2018
Fünfte Erinnerung an Claudia Herold (Sekretariat Prof. Dr. Thomas Bieger, Universität St. Gallen), Prof. Dr. Reiner Eichenberger (Universität Fribourg), Prof. Dr. Ernst Fehr (Universität Zürich), Prof. Dr. Dina Pomeranz (Universität Zürich), Regula Guggisberg (Berner Fachhochschule) und Claudia Troger (Hochschule für Technik Rapperswil).

20. Juni 2018
Prof. Dr. Reiner Eichenberger (Universität Fribourg) schreibt: „Toll, dass Sie einfach nachhaken!“ Ökonomen seien „oft nicht an einer Sache an sich interessiert, sondern an konkreten Problemen oder spannenden Phänomenen“ (im Sinne von auffälligen Entwicklungen, Unterschieden oder Paradoxien). Da unsere Anfrage weder auf ein konkretes Problem noch auf ein spannendes Phänomen ziele, fühlten sich Ökonomen wohl wenig angesprochen.
Zwar gebe es im Zusammenhang mit der Haushaltsproduktion durchaus interessante Phänomene, sie hätten aber für Ökonomen (noch? I.P.) nicht genügend Gewicht. Zudem sei er froh, dass die Haushaltsproduktion „nicht allzugut erfasst“ sei, weil „ihr grosser Vorteil die tiefe Regulierung und Besteuerung“ sei: „Wer sie ans Licht holt, kann sie gefährden.“ Was die Frage nach der „akademischen Heimat“ von WiC und nach der möglichen Teilnahme an Roundtable-Gesprächen angeht, macht Reiner Eichenberger sein Engagement von der zu bearbeitenden Fragestellung abhängig

21. Juni 2018
Prof. Dr. Sebastian Gurtner (Berner Fachhochschule) schreibt: „Vielen Dank für Ihre Anfrage. Es tut uns leid, dass die Beantwortung ihrer Anfrage so lange gedauert hat. Wir haben uns auf verschiedenen Ebenen intensiv damit auseinandergesetzt und alle relevanten Personen zu einem möglichen Involvement befragt, das hat leider etwas länger gedauert als geplant. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir Sie in Ihrem Anliegen aktuell nicht unterstützen können, da dieses Thema, unbenommen seiner gesellschaftlichen Relevanz, aktuell bei uns nicht bearbeitet wird.  Wir wünschen Ihnen dennoch viel Erfolg mit der Roundtable Diskussion und würden uns freuen in Zukunft auch weiterhin über die Ergebnisse Ihrer Arbeit informiert zu werden.“

26. Juni 2018
Eva Tschudi (Hochschule für Technik Rapperswil) schreibt: „Die HSR lehrt und forscht nicht in dem gefragten Gebiet. Deshalb können wir leider nicht teilnehmen. Wir bedanken uns für Ihre Anfrage.“

25. Januar 2019
Das erste Roundtable-Gespräch zur Zukunft der Care-zentrierten Ökonomie hat am Freitag, 25. Januar 2019, in der Fachhochschule St. Gallen stattgefundenWeitere Gespräche werden folgen.

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