Schöne gute Festtagsarbeit

WiC-Blogpost Nummer 39

Am 11. Dezember 2020 schickte das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen eine Information an Eltern von Kindern, die normalerweise in Kitas betreut werden. Darin erklärt das Ministerium, wie der Betrieb von Kitas während des pandemiebedingten Lockdowns vom 14. Dezember 2020 bis zum 10. Januar 2021 sich gestalten wird.

Bevor ich mich gleich über einen Satz aus diesem Informationsschreiben wundern werde, möchte ich ausdrücklich betonen, dass mir bewusst ist, wie schwierig die Situation für alle Beteiligten jetzt gerade ist. Mütter, Väter, Kinder und Jugendliche, Kitabetreiberinnen und Betreuer und die Leute in den Ministerien haben noch nie Weihnachten unter den Bedingungen einer globalen Pandemie erlebt. Alle sind überfordert.

Und jetzt kommt der Satz, über den ich mich wundere:

„Die Weihnachtszeit und die Zeit zwischen den Jahren sind für viele Familien … arbeitsfreie Tage.“

Ich bin vierundsechzig Jahre alt. In meinem Haushalt leben keine Kinder und Jugendliche mehr. Wenn alles läuft wie vorgesehen, werde ich die Weihnachtstage 2020 und die Zeit zwischen den Jahren mit meinem Ehemann zuhause verbringen. Wir werden zusehen, dass alles, was wir brauchen, eingekauft ist, dass das Haus wohnlich, das Badezimmer geputzt, die Wäsche gewaschen, getrocknet und in Schränken versorgt und dass die Pflanzen gegossen sind. Wir werden etwas Besonderes kochen und den Tisch schöner decken als gewöhnlich, mit Tischtuch und Kerzen. Wir werden viele Grußkarten an viele liebe Leute geschrieben und unseren Nachbarinnen und Nachbarn originell verpackte Kleinstgschenke in ihre Briefkästen gelegt haben. Das wird schön sein. Es wird Arbeit sein. 

Ich erinnere mich ans Weihnachtsfest vor 25 Jahren. Da war unsere Tochter sechs Jahre alt. Sie brachte Freundinnen nach hause. Die wollten bewirtet werden. Für alle gab es  kleine Überraschungen. In der Kirche wurde ein Krippenspiel aufgeführt. Dafür waren Texte auswendig zu lernen und Kostüme zu schneidern. Am Abend des 24. Dezember öffneten wir, wie jedes Jahr, unser ländliches Pfarrhaus für Leute aus der Gemeinde. Ich kochte ein mehrgängiges Menü für vierzehn Menschen. Das war schön. Es war Arbeit.

Das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen wird hoffentlich, zusammen mit der ganzen Weltgesellschaft, nach dieser Pandemie verstanden haben: Arbeit ist von mir aus auch der Bullshit, den Leute in Büros und Fabrikhallen tun müssen, damit sie am Ende des Monats auf ihren Konten die Zahlen vorfinden, die es braucht, damit sie zuhause das tun können, worauf es ankommt. Vor allem aber ist Arbeit, was das Zusammenleben von Menschen ermöglicht und täglich neu erfreulich macht. An Feiertagen ganz besonders:

Die Weihnachtszeit und die Zeit zwischen den Jahren sind für Familien Tage voll schöner, anstrengender und glücklicherweise meist sinnreicher Arbeit.